20220418 KARATE IST KEIN SPORT - ODER ETWA DOCH ?
KarateDo- Wie geht das (?)
ist es unabdingbar ihm gleich von Anfang an, deutlich zu machen, um was es dem Grunde nach bei KarateDo geht und welche elementaren Dinge er von Beginn an beachten und unbedingt beherzigen sollte.
Dieses liegt in der
besonderen Verantwortung eines jeden Karatelehrers.
Mut
Ein mutiger Mensch ist kein
lauter, draufgängerischer Wichtigtuer, der immer den gefährlichsten Weg
beschreitet.
Stattdessen behält er selbst
im Anblick höchster Gefahr immer seine Selbstkontrolle. Egal was passiert.
Mut ist schließlich eine
Kombination aus vielen Faktoren.
Vor allen Dingen verlangt Mut
sehr viel Motivation (Eigenmotivation) und sehr viel Anstrengung und Ausdauer.
Tag für Tag. Stunde für
Stunde.
Immer (!)
Viele Kämpfer und Krieger
wurden letztendlich von ihrer eigenen Furcht besiegt, und nicht etwa von einem
geschickten oder gar besseren Gegner.
Das lässt sich zweifelsfrei
auch auf andere Sportarten übertragen.
Folglich darf bei der
Ausbildung die gezielte Förderung und Entwicklung von Mut bei einem Schüler
oder Anwärter nicht vernachlässigt werden.
Autonomie im Denken und
Handeln
Möchte der Schüler und
Anwärter in der Kampfkunst zur waffenlosen Selbstverteidigung vorankommen, so
muss er aus freien Stücken (!) eine sehr lange Lehrzeit auf sich nehmen.
In dieser „Grundschule“ muss
er Ratschläge seiner Lehrer wie ein Schwamm aufsaugen.
Je eher ein Karateschüler mit
dem aktiven Zuhören und systematischen, täglichen lernen aufhört, desto eher
wird er aufhören Fortschritte zu machen.
Die Grundlagen zu einem
zufriedenen Leben sind
wirklich ganz einfach und
manchmal sehr nah.
Doch ist beispielsweise die
erste Forderung an den Karateschüler, der sich auch philosophisch weiterbilden
will und muss, diametral entgegengesetzt der Forderung im sportlichen Wettkampf
Geld, Punkte oder gar Pokale und Titel zu erzielen.
Er muss jetzt den Mut aufbringen,
selbständig zu denken
und zu handeln.
Selbständiges Denken und
Handeln sind unabdingbar.
Eine überwältigende Mehrheit
der Leute richtet Ihr Leben überwiegend nur nach der einen oder anderen
Volksweisheit, der Werbung oder der einen oder der anderen Ideologie aus.
Viele bemerken das selbst
schon gar nicht mehr,
– und da ist leider nur allzu oft keine Weisheit
sondern ausschließlich Gier, Kommerz und Profitsucht.
Wenn man es nun also wagt,
selbständig zu denken und zu handeln, so wird man den Mut benötigen, den man im
Dojo beim Karatestudium erworben hat, da man auf starken Widerstand von allen
Seiten stoßen wird.
Zen und KarateDo
Zen hilft auch gerade
fortgeschrittenen Karateschülern das Ziel der totalen Konzentration im Kampf zu
erlernen.
Der Karateschüler sollte
seinem Denken nicht erlauben sich etwas zu wünschen wie beispielsweise
im Kampf zu gewinnen, zu
überleben, Auszeichnungen, Ehrungen, Geld und Titel zu erhalten oder
Schmähungen zu vermeiden.
Dies alles lenkt nur vom
echten Kampf ab.
Kognitiver Fortschritt
Für einen gut ausgebildeten
Karateschüler stellt das tägliche Leben außerhalb des Dojo nichts anderes dar
als die Fortsetzung seines Bestrebens im Dojo,
den Kampf um die Beherrschung
des eigenen Ichs zu gewinnen.
Die Schläge, Tritte und
Faußtstöße beispielsweise beim Kumitetraining gleichen einer „Art von
Werkzeugen“, die man zur Verbesserung der eigenen Kampftechnik nutzt und gar
zur eigenen Weiterentwicklung braucht.
Darum geht es, nicht mehr und
nicht weniger.
Außerhalb des Dojos sind dann
die kleinen täglichen Schicksalsschläge das „Werkzeug“, mit denen der
aufgeschlossenen Karateschüler seinen Charakter formt.
Beide Geschehen, das
innerhalb und das außerhalb des Dojo, begrüßt(!) der Karateschüler demzufolge als
eine willkommenen Gelegenheit, mit Herausforderungen
aller Art (!) fertig zu
werden.
Wirkliche Freude schöpft man
zum Beispiel nicht einfach aus dem Gewinnen bei einem Turnier, sondern aus der
geschickten und beherzten Ausnutzung seiner eigenen Fähigkeiten in einem
brillanten Kampf (!) gegen einen würdigen Gegner.
Dabei ist es unerheblich, ob
dieser Gegner ein anderer Kämpfer, ein Schicksalsschlag oder man selber ist.
Das tägliche Leben
In seinem Alltag ist der
Karateschüler kontinuierlich um seine körperliche und (!) - nicht oder-
geistige Weiterentwicklung bemüht, ganz unabhängig davon was er gerade tut.
Zur Schulung und weiteren
Entwicklung muss der Karateschüler von Zeit zu Zeit seinem Geist erlauben, sich
vollkommen zu regenerieren und völlig zu erholen.
Mithin soll der Karateschüler
zurzeit einmal seinem Geist erlauben sich hinaufzuschwingen in die Lüfte, weit,
weit über alle irdischen Bedingungen hinaus.
Von solch einem Punkt oder
Blickwinkel
–auf die Sichtweise kommt es
an-
aus kann er herabblicken und
die wahre Bedeutungslosigkeit vielen menschlichen Tuns klar und deutlich erkennen.
Der Karateschüler wird erst
dann zufrieden sein, wenn er
bescheiden und demütig an der
Weiterbildung seiner armen Seele arbeitet, völlig frei von falschen Wünschen
und kommerziellen Begierden, beispielsweise höher sitzen zu wollen, als die
anderen „Frösche um den Tümpel…“.
Das Vergleichen
Eine andere heutige
Fehlentwicklung die vom verantwortungsvollen Karatelehrer bei den Schülern und
Anwärtern „geheilt“ werden muss, ist die furchtlose Besessenheit, sich immer
wieder und überall
mit anderen vergleichen zu
wollen.
Ich nenne es einmal das
„Revolverheldensyndrom“
Das gilt im Übrigen für alle
Bereiche des täglichen Lebens.
Der einzig nützliche
Vergleich ist das
Maß des persönlichen
Fortschritts (!)
Daher fragt sich der gut
ausgebildete Karateschüler auch selbstkritisch:
Wie gut war ich (!) vor einem
Monat, und wie gut bin ich heute?
Da wir alle ausschließlich
selber für unseren Fortschritt verantwortlich sind, nicht jedoch für die
Beigaben der Natur oder des Schicksals, des Zufalls oder der genetischen
Voraussetzungen, sind Vergleiche mit anderen Leuten unsinnig.
Das gilt für alle Bereiche.
Entschlossenheit
Eine gute Übung für den
Karateschüler und Anwärter ist es, die Entschlossenheit zu schulen, indem er
sich in die Rolle eines Tsunami (Seebeben) hineinversetzt.
Ein Tsunami ist eine
unwiderstehliche Gewalt, die ungeachtet aller Hindernisse vorwärts strömt.
Genauso wie beispielsweise
ein Lavafluss der unaufhaltsam in ein Tal strömt und nicht gestoppt werden
kann.
Man muss dem Gegner oder dem
Feind klar und deutlich zeigen, dass jeder Angriff zunichte gemacht, und jede
(!) seiner Schwächen mit einer niederwalzenden Kraft ohne das geringste zögern
und unwiderruflich final beantwortet wird.
Diese alles zermalmende,
wilde, extrem starke durch nichts aufzuhaltende Kraft ist Ki.
Der Karateschüler muss sich
also vor dem Training immer wieder vorsagen und bewusst machen:
„Ich alleine werde in diesem
Kampf nicht zurückweichen(!)“
„Ich alleine werde angreifen(!)“
„Ich alleine bin fest
entschlossen, meine Gegner niederzukämpfen (!)“
Hierzu nenne ich als Beispiel
den finalen Rettungsschlag (!)
Ikken hissatsu (jap. 一拳必殺, dt. mit einem Schlag töten)
Das ist der richtige Weg,
feste Entschlossenheit und ein starkes Ki (Der chinesische Begriff Qì
(chinesisch 氣 /
气, in
Japan als Ki (jap. 気) bei einem lernwilligen Karateschüler zu entwickeln,
und die inneren Haltung (!)
weiter zu festigen und
weiter positiv zu entwickeln.
Das Erkennen der eigenen
Grenzen
Heute zeigen moderne Sportler
sowie verbandsorientierte fehlgeleitete Karateschüler o.ä. gerne KarateDo und
sogar Budō (japanisch 武道, Kriegskunstweg, Weg des Krieges)
als eine exotische
fernöstliche Möglichkeit, Titel, Geld, Pokale oder sogar Olympische Medaillen
o.ä. zu gewinnen.
Auf diese Art und Weise wird Budō
und insbesondere KarateDo von den meisten Menschen der westlichen Welt leider
missverstanden.
Ein Karatheka (jap. 空手家) ist insoweit immer
auch ein Budōka,
der die japanische Kampfkunst
KarateDo betreibt.
Es drängt sich daher die
Frage auf.
Was ist Budō nun aber
wirklich (?)
Der Weg (japanisch: Do)
Ein Karatekämpfer mit einer
richtigen und einer philosophischen Lebenseinstellung wird sein Leben nicht achtlos
fortwerfen.
Er ist entschlossen, beherzt
zu kämpfen, wenn er dazu gezwungen (!) wird….
Für seine eigenen Ideen, seine Vorstellungen, sein Handeln, seine spezifischen Fähigkeiten und seinen Mut ist er selbst voll verantwortlich.
Soweit es in seiner Macht
steht, wird der fortgeschrittene Karateschüler versuchen, ausschließlich positiv
(!) die Ideen, Einstellungen, Fähigkeiten und den Mut sowie die Entschlossenheit
derjenigen Personen zu beeinflussen, die sich seinem Einfluss öffnen.
Das hat nichts mit Alter o.ä.
zu tun.
Er kann anderen Menschen
(Anwärter und Schüler) nur bis zu dem Grad, den sie selber auch zulassen,
helfen.
Will ein Karateschüler
Fortschritte machen und sich weiterentwickeln, so muss er dem Grunde nach
bereit sein, seine Fehler und Mängel zu erkennen und sich sodann mit großer
Energie mit diesen zu beschäftigen und systematisch auseinanderzusetzen.
Macht er das nicht, so wird
er dies auch gewiss übersehen und nur aufgrund seiner eigenen einzelnen,
technischen Fähigkeiten,
-eine spezielle Technik beim
Kumite vielleicht, die er möglicherweise überdurchschnittlich gut beherrscht,
oder
eine spezielle Kata pp.) den Weg der Bescheidenheit verlassen.
Der verantwortungsbewusste
Karatelehrer hat den Schüler daran zu erinnern, dass es nicht unser
Hauptlebenszweck auf dieser Welt ist, gute Kämpfer zu werden, sondern uns zu
guten Menschen zu entwickeln.
Dazu verlangt es unabdingbar
Bescheidenheit und Demut,
denn ohne diese Elemente sind
wir blind für die zahllosen Gelegenheiten zur Vervollkommnung.
Das gilt für alle Bereiche
(!)
Norbert Weber
Personaltraining/Karatelehrer